Klare, zeitlich exakt definierte Hintergründe kann ich leider nicht liefern, ich schreibe hier vielmehr aus dem Bauch und aus den Erzählungen meines Vaters sowie eigener Erinnerungen.
Ich stelle hier gleich mal ein paar original Aufnahmen aus der Zeit so um Ende 50ger – Anfang 60ger Jahre ein. Man kann das durchaus gut an den Fahrzeugen erkennen, dem SR2 und der AWO.


Hinterher saß man noch gemütlich beieinander und oder genoß den Feierabend bei einer Flasche Bier und ner Zigarette.

Damals sah man die ganze Sache ja auch noch nicht ganz so verbissen und so war es möglich, dass zum Beispiel solche Unikate entstanden:

Das Bild zeigt meinen Vater stolz mit einem Eigenbau. Das Chassis stammte von einem Dreirad( ! ) und wurde vorn angeschuht um anfangs einen 600 ccm DKW Motor und zum Schluß einen 900er Wartburgmotor aufzunehmen. Das Getriebe stammte vom Framo, die Hinterachse vom BMW. Die Front ist einem Effi entnommen, der Rest ist Eigenbau. Als Kinder nannten wir das Auto einfach Jumbo. Mein Vater hat ihn so gebaut, dass wir beim campen darin schlafen konnten und an der linken Seite konnte auch ein selbst gebautes Vorzelt ( hab ich heute noch) angebracht werden. Die Zulassung war, wie gesagt, damals nicht das Problem.
Dann kamen die Prägemarken aus Plaste auf. An Holgers Bild sind auf dem original Kennzeichen noch die Löcher für die Noppen der Marke zu erkennen. Die Marken waren farblich je nach Jahr ( ähnlich wie heute ) gekennzeichnet. Ich kann mich an gelbe, rote, grüne und blaue erinnern, es können aber auch noch andere Farben möglich gewesen sein.
Und so sahen die aus:


Dazu wurde, wenn technische Mängel bestanden, ein Mängelschein ausgestellt und der sah so aus:


Später hat man, sicher um den Produktionsprozess der Kennzeichentafeln um das Bohren der Löcher und die Hervorhebung für die Prägemarke einzusparen, Aufkleber verwendet wie diese:

Auch sie waren farblich unterschiedlich. Soweit ich weiß, war ein fahren ohne Prägemarke nicht gestattet, es wurde aber nicht überprüft, wann man das letzte Mal zur Überprüfung war. Dies wurde dem Verstand des Halters oder Fahrers überlassen. Man hat lediglich in einschlägigen Zeitschriften aber darauf hingewiesen, dass es neue Prägemarken gab und dass man sein Fahrzeug doch zur technischen Überprüfung vorstellen möge. Hier bei uns auf dem Dorf wurde dies, nach meiner Erinnerung rege in Anspruch genommen.
Überhaupt gab es damals einige Dinge, die auch heute manchmal angebracht wären. Als Busfahrer mussten wir damals einmal im Monat zur Verkehrsteilnehmerschulung und mussten uns das in einem Teilnehmerheft oder auf dem Berechtigungsschein zur Personenbeförderung nachweisen lassen. Auch als 1977 Neuerungen in der StVO erschienen, sollte man schon seine Teilnahme an einer Verkehrsteilnehmerschulung nachweisen können.
Ihr seht, es wurde eigentlich an alles gedacht und auch natürlich mit deutscher Gründlichkeit reglementiert. Was haben wir damals geschimpft über Bürokratie, weil wir ne Stundenkarte schreiben mussten! Heute lach ich mich darüber kaputt oder besser gesagt, ich kann da schon gar nicht drüber lachen, was wir heute alles so dokumentieren und nachweisen können müssen.
Ich hoffe mein kleiner Exkurs in die Vergangenheit hat Euch ein wenig Spaß beim lesen gemacht und hat ein wenig mehr Licht um das Prüfwesen gebracht, damals in der DDR..