Aber nicht nur bei der Gestaltung von konventionellen Stahlblech-Karosserien konnte
Hans Fleischer seinen Schöpfungen die ihm eigene individuelle und typische Note geben. Auch bei der Entwicklung von Vollplaste-Aufbauten bewies er seine Fähigkeiten, die verschiedenen spezifischen Anforderungen von Ausgangsmaterial, Technologie und Form miteinander zu vereinen und in der Synthese optimale Lösungen zu erreichen. So lief als technologisches Verfahrensthema Ende der sechziger Jahre im VEB Automobilwerk Eisenach die Entwicklung eines Vollheck-Plaste-Coupés, das
Hans Fleischer wieder in der ihm eigenen Art trotz Berücksichtigung aller plasttechnischen Belange so gestaltete, daß auch der nicht eingeweihte Betrachter ohne große Mühe die typischen Merkmale dieser
Fleischer-Wartburg-Karosserie erkennen konnte.
Nicht nur im fachlichen Bereich, sondern auch bei allen politischen und gesellschaftlichen Problemen beweist
Hans Fleischer große Aufgeschlossenheit und Aktivität. In seiner Freizeit arbeitet er – seinen Neigungen entsprechend – sehr aktiv im Freundeskreis malender Arbeiter und im Filmzirkel des VEB Automobilwerk Eisenach mit.
Für seine hervorragenden Leistungen wurde er 1957 und 1960 als „Aktivist der sozialistischen Arbeit“ und 1972 als „Verdienter Aktivist“ ausgezeichnet. Die Konstruktionsgruppe, in der er wirkt, errang 1969 die Auszeichnung „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“, die seitdem ständig verteidigt wurde, und dazu noch den Ehrentitel „Bereich der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“.
Die Erfolge dieses profilierten und stets fast zu bescheiden wirkenden Mannes beruhen auf seiner großen Fähigkeit, in immer optimaler Art und Weise bei der Gestaltung die unterschiedlichen und teilweise gegensätzlichen Anforderungen miteinander zu vereinen und jeder seiner Karosseriekonstruktionen seine individuelle Note zu geben. Dabei ist es ihm selbstverständlich, in seinen Gedankengängen alle Vorschläge und Anregungen der mit ihm zusammenarbeitenden Kollegen – nicht nur der Konstrukteure, sondern vor allem auch der Technologen, mit denen er persönlich seit Jahren eng verbunden ist – aufzunehmen und schöpferisch umzusetzen.
Wenn sich wie bei
Hans Fleischer Neigung und Beruf harmonisch verbinden, entwickelt sich unter unseren sozialistischen Bedingungen die Persönlichkeit, die als Vorbild in ihrem Wirkungsbereich und darüber hinaus ausstrahlt.
Das alles geschieht so ruhig und unauffällig, daß besonders ausländische Besucher immer wieder sehr überrascht und teilweise sogar ungläubig sind, wenn ihnen anstelle einer großen Styling-Abteilung für Karosserien der bescheidene
hans Fleischer als verantwortlicher Formgestalter vorgestellt wird. Dieses Erstaunen ist vor allem auch dadurch begründet, daß eine ganze Reihe von großen Automobilfirmen die Formgestaltung von speziellen Entwurfsbetrieben – die vor allem in Italien ansässig sind – ausführen lassen.
Durch die Tätigkeit von
Hans Fleischer als verantwortlicher Formgestalter des Automobilwerkes Eisenach und seines Kollektivs brauchten auf dem Gebiet der Karosserieentwicklung nie Trendaufträge vergeben zu werden. Der von
Hans Fleischer geprägte Stil, der internationale Anerkennung fand, ist gleichzeitig Ausdruck sozialistischer Ästhetik und wird auch in Zukunft das Gesicht der Pkw unserer Automobilindustrie weiter mitbestimmen.
Fotos:
Fleischer (2, 4, 6, 10, 14, 15), Werkfoto (8, 9), Autor
(Zitat Ende)
Vielen Dank an Herrn Horst Ihling für
die Genehmigung zur Veröffentlichung
Freundlichen Dank an den Verlag
Paul Pietsch Verlage GmbH & Co.,
Olgastraße 86, 70180 Stuttgart
Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung. Wilhelm II